Hallo an die Sucherrunde,
hier noch mal ein Text in Ostpreußischer Mundart. Schüleraufsätze hatten damals schon etwas zum schmunzeln als die Großeltern noch zur Schule gingen…
Auch wenn es einige „Zungenbrecher“ beim Lesen enthält spricht der Inhalt Bände…
Flöhe dürften ja zeitlos sein…
Grüße, Cornelia
Karlchens Aufsatz- Der Floh
Der Floh ist ein Insektentier, wo so klein ist, dass man, wenn man ihn erkennen will, man schon ganz niep hinkicken muß. Der Floh bespringt am allerliebsten die Mänschens, aber die eine Sort, die jeht auch auf Hunde los, so dass dieselbje sich schobben missen wie doll und dammlich. Unserem Hauswirt sein Tell, der will se sich immer mit seine scharfe Zähne ausses Fell beißen, aber wenn es denkt, er hat einem, denn is der längst am anderen End vom Tell.
Der Floh jehört zu die Blutsaugers, weil das seine Nahrung is. Unter die Menschen jibt aber auch Blutsaugers, wie unser Vatche einen Tag sagen tat. Das war, wie er sich mit einem Mann von unserem Hof vorhadd. Dadrieber weinte meine Mutter nachher sehr. Sie meind, der Mann vom Hof, der wär e richtjer Gurgelabschneider. Weswejen weiß ich nich, und wie ich meine beide Elters fragte, da sagden beide bloß: Dammlijer Jung, kick lieber im Lesebuch rein! –Und da macht ich e Weilche so, als wenn ich da reinkick, damit ich nich eines ieberjerissen krichd. Neilich, inne Schul, da sagdte der Lehrer, dass jetz de Flöhe alle ausjestorben sind. Wir Jungends mußden dadrieber aber jniddern, weil der Otoo vonne dritte Bank sich jerad einen mitten nassen Finger jegrabschd hadd, der Floh wolld sich jerad einem mitten nassen Finger jegrabschd hadd, der Floh wolld sich auf sein nacktes Knie festhucken. Er schmiß dem Floh denn schnell naches Katheder jejen dem Lehrer hin, und e Weilche drauf, da fink der sich auch all an zu schobben. Ei, da lachten wir Jungends. Jesagt hadd er nuscht, aber wir freiden uns ieber fierem Lehrer iebrigbene Flöhe, von die noch der letzte jrad fierem Lehrer iebrigjeblieben war. Im Sommer sind de Flöhe immer am verricktesten, weil denn
Abends de ganze Natur erwacht is. Im Winter leben sie von ihre volljesogne Vorrät inne Dielenritzen oder in andre Versteckers. Auffem Jahrmacht gab es frieher auch einmal einen Flohzirkus zu sehn. Da zogen die Flöhe kleine Wagchens und machten Kunststichchens. Ich glaub aber, das waren meist nachjemachte, mit die der Mann die Mänschens beschummeln tat. Frieher, da dachd ich immer, dass de Flöhe zu die Haustiere jheren, weil se sich doch meistens im Haus und inne Bettens befinden. Unser Lehrer meint aber, dass der Floh unter das Unjeziefer zu zählen is. Es jibt auch ein Lied, wodrin der Floh vorkommen tut, das heiß: Leise flöhen meine Lieder.- Ich kann das Lied schon halb. Unser Onkel August hat mir das jelernt, wie er jerad wieder einmal einem untere Mitz hädd. Mein Muttche meint, dass das e Verricktheit is, wo ich nich im Aufsatz reinjeschrieben, weil der Herr Lehrer neue Lieder sehr jern hatt und ich denn e bessre Zensur krieje.
Quelle:
Erzählung in Ostpreußischer Mundart aus: Schlabber- Schlabber von Hanne Schneidereit
hier noch mal ein Text in Ostpreußischer Mundart. Schüleraufsätze hatten damals schon etwas zum schmunzeln als die Großeltern noch zur Schule gingen…
Auch wenn es einige „Zungenbrecher“ beim Lesen enthält spricht der Inhalt Bände…
Flöhe dürften ja zeitlos sein…
Grüße, Cornelia
Karlchens Aufsatz- Der Floh
Der Floh ist ein Insektentier, wo so klein ist, dass man, wenn man ihn erkennen will, man schon ganz niep hinkicken muß. Der Floh bespringt am allerliebsten die Mänschens, aber die eine Sort, die jeht auch auf Hunde los, so dass dieselbje sich schobben missen wie doll und dammlich. Unserem Hauswirt sein Tell, der will se sich immer mit seine scharfe Zähne ausses Fell beißen, aber wenn es denkt, er hat einem, denn is der längst am anderen End vom Tell.
Der Floh jehört zu die Blutsaugers, weil das seine Nahrung is. Unter die Menschen jibt aber auch Blutsaugers, wie unser Vatche einen Tag sagen tat. Das war, wie er sich mit einem Mann von unserem Hof vorhadd. Dadrieber weinte meine Mutter nachher sehr. Sie meind, der Mann vom Hof, der wär e richtjer Gurgelabschneider. Weswejen weiß ich nich, und wie ich meine beide Elters fragte, da sagden beide bloß: Dammlijer Jung, kick lieber im Lesebuch rein! –Und da macht ich e Weilche so, als wenn ich da reinkick, damit ich nich eines ieberjerissen krichd. Neilich, inne Schul, da sagdte der Lehrer, dass jetz de Flöhe alle ausjestorben sind. Wir Jungends mußden dadrieber aber jniddern, weil der Otoo vonne dritte Bank sich jerad einen mitten nassen Finger jegrabschd hadd, der Floh wolld sich jerad einem mitten nassen Finger jegrabschd hadd, der Floh wolld sich auf sein nacktes Knie festhucken. Er schmiß dem Floh denn schnell naches Katheder jejen dem Lehrer hin, und e Weilche drauf, da fink der sich auch all an zu schobben. Ei, da lachten wir Jungends. Jesagt hadd er nuscht, aber wir freiden uns ieber fierem Lehrer iebrigbene Flöhe, von die noch der letzte jrad fierem Lehrer iebrigjeblieben war. Im Sommer sind de Flöhe immer am verricktesten, weil denn
Abends de ganze Natur erwacht is. Im Winter leben sie von ihre volljesogne Vorrät inne Dielenritzen oder in andre Versteckers. Auffem Jahrmacht gab es frieher auch einmal einen Flohzirkus zu sehn. Da zogen die Flöhe kleine Wagchens und machten Kunststichchens. Ich glaub aber, das waren meist nachjemachte, mit die der Mann die Mänschens beschummeln tat. Frieher, da dachd ich immer, dass de Flöhe zu die Haustiere jheren, weil se sich doch meistens im Haus und inne Bettens befinden. Unser Lehrer meint aber, dass der Floh unter das Unjeziefer zu zählen is. Es jibt auch ein Lied, wodrin der Floh vorkommen tut, das heiß: Leise flöhen meine Lieder.- Ich kann das Lied schon halb. Unser Onkel August hat mir das jelernt, wie er jerad wieder einmal einem untere Mitz hädd. Mein Muttche meint, dass das e Verricktheit is, wo ich nich im Aufsatz reinjeschrieben, weil der Herr Lehrer neue Lieder sehr jern hatt und ich denn e bessre Zensur krieje.
Quelle:
Erzählung in Ostpreußischer Mundart aus: Schlabber- Schlabber von Hanne Schneidereit