Das Denkmal bei Angerburg

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    • Das Denkmal bei Angerburg

      Quelle:
      Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 568-569.
      Das Denkmal bei Angerburg
      S. Hennenberger S. 166. Königsberger Wöchentl. Nachr. 1744 Nr. 48. 1748 Nr. 49. Preuß. Archiv 1791 S. 379. Vinc. Barfus, Vera historia de calamitoso et horrendo quatuor personarum interitu furoribus diabolicis e medio sublatarum. Dant. 1593 in 4°.
      Zu Keelen oder Kehl am Mauersee, eine halbe Meile von Angerburg am See gelegen, haben im Jahre 1564 vier Personen, so zuvor mit einander verdächtig gewesen, am Unschuldigen-Kindleintag Branntwein in großer Masse getrunken, wie dies solche gemeine Leute an heiligen Festtagen gemeiniglich zu thun pflegen, und sich dann in ein kleines Häuschen, wie es die Polen haben, so von Holz vierkantig gesetzt war und ein einfallendes Schloß hatte, und der einen Magd Bruder, der ein Schmied daselbst war, gehörte, heimlich eingeschlossen und den Schlüssel mit hineingenommen um darin zusammen Unfug zu treiben. Der Teufel aber hat nicht lange gesäumt, und zwei Personen, so in einem Winkel ihr Wesen getrieben, erstlich die Hälse ab- und umgedreht; diese haben Paul und Gertrud geheißen. Als aber die andern zwei, so Benedict und Rosa geheißen, und ganz nahe bei diesen der Thür gegenüber neben einer Biertonne sich befunden, solches gesehen, hat der Benedict zur Thüre hinausgewollt, der Teufel aber hat ihn zurückgezogen, daß die Haut von der Hand am Schlosse kleben geblieben ist, und hat ihm dann den Hals entzweigebrochen. Der Rosa aber hat er nicht allein den Hals entzweigebrochen, sondern er hat ihr auch den ganzen Leib verbrannt, von den Beinen bis an die Brust, so daß kein Fleisch noch Eingeweide geblieben ist, das Fett von ihr (denn sie ist eine völlige Magd gewesen) ist in die Erde hineingeflossen, daß, da man doch Knie tief gegraben, gleichwohl das Ende desselben nicht hat finden können, es hat aber so grausam gestunken, daß man es nicht genug beschreiben kann. Dies ist an einem Donnerstag geschehen und man hat nicht gewußt; wo sie geblieben sind, Etliche haben deshalb gemeint, sie wären zusammen davongelaufen, allein die Raben und Krähen, die dort herumgeflogen sind, haben so gräßlich geschrieen, daß man auf die Vermuthung gekommen ist, es müsse hier nicht mit rechten Dingen zugehen. Am Sonntag darauf haben nun aber die Brüder der beiden Mägde gern von dem Bier trinken wollen und nachdem sie den Schlüssel zu dem Häuschen lange vergeblich gesucht, haben sie die Thüre endlich mit einem langen Baume aufgesprengt, wie sie diese aber dort liegen gesehen haben, ist ihnen ein heftiges Grausen angekommen und sie sind mit großem Geschrei, Furcht und Zittern davongelaufen. Der Teufel hat ihnen aber eine Paudel nachgeworfen, hat aber keinen getroffen, sondern der Wurf ist über den Zaun weggegangen. Diese Begebenheit ist nun aber nicht allein im Dorfe, sondern auch zu Angerburg und an andern Oertern mehr bekannt geworden und es ist viel Volk dorthin zusammengeströmt, um diese erschrecklichen Körper zu sehen, denen die Hälse ganz entzwei gewesen sind, also daß sie nur ein wenig noch mit der Haut zusammengehangen haben, die Rosa aber ist so verbrannt gewesen, daß man sie mit einem Bettlaken hat aufheben müssen, um sie mit den andern Körpern in einem Bruch zu vergraben. Es sind aber hernach viele Leute, auch vom Adel dorthin gereist, um den Ort zu besehen, und dies hat die Bauern sehr verdrossen. Deshalb haben sie das Häuschen weghaben wollen, es unten vom Boden losgemacht und große Bäume untergelegt, allein sie haben es nicht von der Stelle bewegen können. Da ist ihnen eine solche Furcht angekommen, daß sie die Bäume haben liegen lassen und diese haben neun Jahre nachher noch dagelegen. Man hat aber zum ewigen Gedächtniß an dieses schreckliche Exempel auf der Landstraße, die nicht weit vor diesem Dorfe vorbeigeht, ein Denkmal oder Gebäude errichten lassen, vierkantig und darauf hat man in vier Sprachen, Lateinisch, Deutsch, Litthauisch und Polnisch, kürzlich diese erschreckliche Historie angeschrieben, auf daß sich ein Jeder vor dieser Sünde, so in diesem Lande gemein ist, hüten möge. So oft die Mauer einstürzt, wird aber die Dorfschaft durch klägliches Winseln und Heulen an jener Stelle aufgefordert, die Säule wieder in Stand zu setzen.
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