FN Wolff

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    • FN Juliusburger

      Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/4741
      Gisela Juliusburger
      Geboren am 29.06.1923 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin, erlernte Gisela Juliusburger den Beruf einer Schneiderin und legte 1941 die Gesellenprüfung ab. Zunächst arbeitete sie in einer Schneiderei, ab 1942 musste sie bei Siemens Zwangsarbeit leisten. Ende Februar 1943 wurde sie im Rahmen der sogenannten Fabrikaktion verhaftet. Diese breit angelegte Razzia hatte zum Ziel, alle noch in Berlin lebenden Jüdinnen und Juden in den Fabriken, Wohnungen oder auf der Straße aufzugreifen. Mehrere Tausend wurden verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Unter den Verhafteten waren auch ungefähr 1.700 aus „gemischten“ Familien Stammende und in „Mischehe“ Lebende. Es handelte sich vor allem um jüdische Ehemänner nichtjüdischer Frauen. In einer einmaligen Protestaktion demonstrierten im März 1943 zwei Wochen lang Hunderte dieser Frauen vor dem Sammellager in der Rosenstraße in Berlin-Mitte für die Entlassung ihrer jüdischen Familienangehörigen. Anfang März wurden die Inhaftierten wieder freigelassen. Darunter war auch Gisela Juliusburger, die anschließend Zwangsarbeit im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße in Berlin-Wedding leisten musste. Dort versteckte sie ein untergetauchtes, an Tuberkulose erkranktes Mädchen in ihrem Zimmer im Dachgeschoss des Krankenhauses. Das Versteck flog auf. Das Mädchen konnte entkommen, Gisela Juliusburger kam ins Gestapo-Gefängnis, das sich auf dem Gelände des Krankenhauses befand. Nachdem sie erkrankt war – sie hatte sich bei dem untergetauchten Mädchen angesteckt – wurde sie ins Jüdische Krankenhaus verlegt, wo sie am 1. September 1944 starb. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.
      Viele Grüße
      Simone


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    • Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/1575
      „Ich erinnere mich, dass mein Onkel Hugo ein gütiger, hilfsbereiter Mensch war“, schrieb mir Rosemarie Fleischer aus Argentinien, wohin ihre Mutter Martha, eine geborene Haarzopf, mit ihrem Mann vor den Nazis geflohen war. „Mit einem Teilhaber, der hieß mit Nachnamen Troram, hatte er eine Stofffabrik. Das Letzte, das wir von Onkel Hugo gehört haben, war ein Brief an meinen Vater mit der Frage, was die Miete einer Zehn-Zimmer-Wohnung in Buenos Aires kosten würde, um mit seinen Maschinen nach Argentinien zu kommen. Leider war es dem Onkel nicht mehr möglich auszuwandern.“
      Hugo Haarzopf wurde am 20. August 1896 in dem damals südpreußischen Städtchen Graetz (heute und vor der polnischen Teilung: Grodzisk Wielkopolski) geboren. Er hatte drei Schwestern: Paula war schon sieben Jahre vor ihm auf der Welt, Martha zwei und Julie kam nach ihm. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrte Hugo mit einigen Orden und einer schweren Gesichtsverletzung in die Heimat zurück, die 1920 wieder polnisch wurde. Vater Louis war 1917 noch in Graetz gestorben, seine Witwe zog mit ihren schon erwachsenen Kindern nach Berlin und gründete mit ihnen in bescheidenen Verhältnissen eine neue Familienexistenz. Hugo Haarzopf wurde Kaufmann, gründete mit einem Kompagnon ein Handelsunternehmen, das Konfektionswaren aus den Niederlanden importierte.
      1930 oder 1931 heiratete er Paula Jakob. „Onkel Hugo mochte Kinder sehr“, berichtete Anneliese Klawonn (*1923) aus eigener Erfahrung, denn er hat sie oft beschenkt. Sie und ihr Bruder Robert Lehmann (*1926) waren die Kinder von Hugo Haarzopfs Schwester Julie. Seine älteste Schwester war ledig und kinderlos geblieben. Am 29. März 1933 wurde seine Tochter Eva geboren, die Einzelkind blieb. „Es war ein wunderhübsches Mädchen mit blauen Augen“, erzählte Anneliese Klawonn. „Ich erinnere mich noch, als sie mich einmal vor dem Haus erwartete, ein weißes Kleid anhatte und darauf den Judenstern.“
      Die Schikanen nahmen in der Nazizeit immer mehr zu, doch konnte Haarzopf seinen Betrieb noch bis 1938 halten. Danach kaufte er acht Kurbelstickmaschinen und eröffnete in einem Zimmer seiner großen Wohnung in der Schönhauser Allee 41 eine Schneiderei, in der er mit seinen beiden Schwestern Julie und Paula, seiner Mutter und seiner Frau Morgenröcke herstellte. Die Wohnung befand sich in der ersten Etage.
      Martha Joachimsthal geb. Haarzopf war zu dieser Zeit mit ihrem Mann über Paris und Uruguay bereits in Argentinien angelangt. In der Meinung, dass ihm als ehemaligem Kriegsteilnehmer nichts passieren könnte, schob ihr Bruder eine Ausreise vor sich her, bis sie nicht mehr möglich war. Seine Schwester Julie Lehmann, die mit einem Protestanten verheiratet war, unternahm unter dem Eindruck der politischen Entwicklung zwei Suizidversuche, an deren Folgen sie am 29. Januar 1941 starb. Kurz danach wurde Hugo Haarzopf bei Siemens zu Zwangsarbeit verpflichtet. Im Frühsommer 1942 verhaftete die Gestapo seine Schwester Paula und seine Mutter und brachte sie ins Abschiebelager in der Großen Hamburger Straße, dem vormaligen Jüdischen Altersheim. Seine Mutter – Ulrike Haarzopf geb. Himmelweit – wurde am 27. August 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie am 2. Oktober 1942, wahrscheinlich entkräftet, ums Leben kam. Und am 13. September 1942 wurde seine Schwester Paula in KZ Majdanek deportiert und dort ermordet.
      Hugo Haarzopf blieb nur noch eine kurze Frist. Am 16. Februar 1943 verhaftete die Gestapo ihn, seine Frau und seine Tochter bei einer nächtlichen Razzia, ebenso wie Heinz Galinski (den späteren Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland) und dessen Frau Gisela, die damals wenige Häuser weiter in der Schönhauser Allee 31 wohnten. Am 26. Februar 1943 wurden die drei Haarzopfs im Zug mit über 900 Berliner Juden nach Auschwitz deportiert. Die 36-jährige Ehefrau und das 9-jährige Töchterchen wies die Lager-SS sofort in die Gaskammer, Hugo Haarzopf, 47 Jahre alt, befahl sie ins Lager Auschwitz-Monowitz. Dort musste er als Zwangsarbeiter für die Buna-Werke arbeiten.
      Nach knapp zwei Monaten in Monowitz schickte ihn ein Arzt wegen eines Geschwürs am rechten Fuß zur Wundbehandlung ins Stammlager Auschwitz, wo eine Art Lazarett eingerichtet war. Weitere sieben Wochen später selektierten in diesem Block sowie in Block 10 zwei Anthropologen im Auftrag der SS-Wissenschaftsorganisation „Ahnenerbe“ jüdische Frauen und Männer für ein Vorhaben des Anatomie-Professors August Hirt, der an der Reichsuniversität Straßburg seinen Lehrstuhl hatte. Für Zwecke seiner rassenbiologischen Forschungen wollte Hirt eine Skelettsammlung von Juden aufbauen. Und weil er das Leben von KZ-Häftlingen ohnehin für „verwirkt“ ansah, wie er es formulierte, hatte er keine Bedenken, sie nach der anthropologischen Vermessung ermorden zu lassen.
      Mit 56 Männern und 29 Frauen wurde Hugo Haarzopf Ende Juli 1943 ins KZ Struthof/Natzweiler gebracht und am 17. oder 19. August 1943 in der Gaskammer ermordet. Aus technischen Gründen konnten die Leichen nicht sofort präpariert werden, weshalb sie konserviert und im Anatomiekeller der Reichsuniversität bis nach dem Krieg aufbewahrt werden sollten. Als die Alliierten Straßburg befreiten, entdeckten sie die Verbrechen. Die meisten Leichen waren überhastet zerstückelt worden, doch war es Hirts Mitarbeitern nicht mehr gelungen, sie zu beseitigen. Die Überreste ruhen heute auf dem Jüdischen Friedhof von Strasbourg, identifiziert sind sie erst seit 2006. Seither erinnert dort ein Grabstein an ihr Schicksal, mit allen Namen, auch dem von Hugo Haarzopf.
      Viele Grüße
      Simone


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    • Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/1541
      Paul Abraham wurde am 18. Dezember 1886 als Sohn einer deutschjüdischen Kaufmannsfamilie in Berlin geboren. von 1893 bis 1905 besuchte er das Askanische Gymnasium in der Halleschen Straße. Nach dem Abitur studierte er an der Berliner Universität Jura. Das Studium schloss er im Sommersemester 1913 ab, das anschließende Referendariat beendete er im August 1914 mit dem juristischen Examen. Anfang 1915 meldete sich Paul Abraham als freiwilliger Krankenpfleger zum Heeresdienst. Er kam an sowohl an der Ost- und Südostfront als auch an der Westfront zum Einsatz. Durch seinen Dienst als Krankenpfleger war er täglich mit dem Grauen des Ersten Weltkrieges konfrontiert.
      Nach seiner Kriegsgefangenschaft kehrte Paul Abraham im Februar 1919 nach Berlin zurück. Er nahm dort seine bereits 1910, noch als Student, begonnene Arbeit an rechtshistorischer Großunternehmungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, wie dem Rechtshistorischen Wörterbuch und dem Rechtswörterbuch der Römischen Rechtssprache (Vocabularium iurisprudentiae romanae), wieder auf. 1933 konnte er dort, trotz der einschneidenden Zäsur, die die Machtübernahme der Nationalsozialisten für ihn und alle deutsche Juden bedeutete, seine wissenschaftliche Tätigkeit zunächst weiter fortsetzen, allerdings unter zunehmend erschwerten Bedingungen. Im April 1939 wurde er als einer der letzten jüdischen Mitarbeiter der Berliner Akademie entlassen. Nach einer zwischenzeitlichen Tätigkeit für die Wohlfahrtseinrichtungen der Jüdischen Kultusgemeinde musste er ab 1942 als Zwangsarbeiter bei der Firma Kurt Seidel im Gewerbehof Bülowstraße 66 am Berliner Dennewitzplatz Militärausrüstungen herstellen. Mitte Februar 1943 wurde Paul Abraham aus seiner Wohnung in der Schönhauser Allee 137/139 abgeholt und am 26. Februar 1943 mit dem 30. Transport Berliner Juden über den Bahnhof Berlin-Grunewald nach Auschwitz deportiert. Sein dortiges Schicksal ist ungewiss. Das Vernichtungslager hat er jedoch nicht überlebt. Er gilt als verschollen und wurde 1945 für tot erklärt.
      Viele Grüße
      Simone


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    • Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/1650
      Georg Streiter
      „Ich will mich heute mit einer anderen Schattenseite des Anwachsens der Zahl der Automobile beschäftigen, das ist die Verpestung der Luft. Wir wollen uns doch vor Augen halten, dass viele arbeitsame Berliner Bürger den Weg von der Wohnung zur Arbeitsstätte und zurück als die einzige Gelegenheit am Tage betrachten können, um überhaupt frische Luft zu schnappen und wir sollten dafür eintreten, dass diese geschützt werden.“
      Georg Streiter am 4. 6. 1925 vor der Stadtverordnetenversammlung
      Georg Streiter war der Sohn der Wirtschafterin Wilhelmine Schulz. Sie arbeitete beim Kolonialwarenhändler Carl Ludwig Streiter, den sie später heiratete, wodurch die Kinder als ehelich anerkannt wurden. Schon als Jugendlicher trat Streiter dem Evangelischen Jugendbund für soziale Arbeit bei. Nach einer kaufmännischen Lehre entschied er sich für den Beruf des Krankenpflegers. Am 18. 10. 1903 übernahm der knapp Neunzehnjährige die Geschäftsführung des betont christlichen Gewerkvereins der Krankenpfleger, -pflegerinnen und verwandter Berufe Deutschlands, zu dessen Vorsitzenden er 1907 gewählt wurde. 1910 veröffentlichte er: Die wirtschaftliche und soziale Lage des Krankenpflegepersonals in Deutschland, die erste wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema. Von 1914 bis 1918 arbeitete Streiter für das Rote Kreuz an Kriegsschauplätzen in Belgien, Polen und der Türkei und wurde für seinen Einsatz mit preußischen, österreichischen und türkischen Orden ausgezeichnet. Am 15. 11. 1918 war er Gründungsmitglied der DVP, in deren Zentralvorstand er gewählt und für die er auch Stadtverordneter wurde. Auch nachdem er aus der Stadtverordnetenversammlung ausgeschieden war, blieb er Mitglied der BV Prenzlauer Berg. Von 1921 bis 1924 war er gesundheitspolitischer Sprecher der DVP im Reichstag, von 1926 bis 1928 Mitglied des Preußischen Landtages. In diesen Funktionen wie auch in zahlreichen Beiräten und Vereinigungen engagierte Streiter sich für die Professionalisierung der Kranken- und Wohlfahrtspflege. Die zu diesem Zweck 1927 gegründete Deutsche Gesellschaft für Krankenpflege wurde 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst, ihre Zeitschrift eingestellt. Streiter fand 1935 eine neue Arbeit beim Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes. Ab 1940 war er dort für polnische und französische Kriegsgefangene zuständig. Am 1. 11. 1944 wurde Georg Streiter in seiner Dienststelle verhaftet. Ihm wurde die verbotene Übermittlung von Briefen Kriegsgefangener vorgeworfen. Vermutlich ist Streiter in einem der Konzentrationslager nahe Berlin in den letzten Wochen vor der Befreiung erschossen worden. Das erfuhr sein Sohn nach 1945 von einem der Mitarbeiter seines Vaters. Das Rote Kreuz, das mit seinem Internationalen Suchdienst viele Möglichkeiten der Recherche nach den Schicksalen Vermisster hatte, verweigerte dem Sohn eine Auskunft.
      Georg Streiter war Stadtverordneter 1919 (Bürgerliche Vereinigung); 1920 (Bürgerliche Vereinigung)/Wahlkreis 4 Prenzlauer Berg (DVP); 1921 – 1925 Wahlkreis 4 Prenzlauer Berg (DVP)
      Viele Grüße
      Simone


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    Heimat-der-Vorfahren