Todtengebräuche in Masuren
Auch die Todtengebräuche glauben wir am Besten zu vergegenwärtigen, wenn wir eine Schilderung der Begräbnisfeierlichkeiten, wie wir sie dem schon oben erwähnten Herrn Bercio verdanken, vorausschicken. In den östlichen Gegenden Masurens ist der Leichenschmaus zwar in allgemeuinem Gebrauch, aber die Namen zarem oder stupa dafür nicht bekannt. Bei der Beerdigung, wie auch bei andern Feierlichkeiten, spielt der Schullehrer, namentlich in Dörfern, welche keine eigene Kirche, wohl aber einen eigenen Kirchhof haben, als natürlicher Vertreter des Pfarrers eine wichtige Rolle.
Von dem Tage, an welchem jemand gestorben ist, bis zu seiner Beerdigung, wird jeden Abend bei seiner Leiche gesungen. Dieser Gesang wird aber nicht bloß von den Hausgenossen ausgeführt, sondern es wird jemand im Dorfe herumgeschickt, welcher zum Singen bei der Leiche auffordert. Während des Singens wird hie und da auch Schnaps gereicht. An dem Beerdigungstage wird wiederum jemand durchs Dorf geschickt mit der Aufforderung zum Begräbniß: Kommt zum Begräbniß und das gleich." Sie kommen denn meist sehr zahlreich, die Frauen, welche es vermögen, in schwarzen Kleidern, alle mit weißen Schnupftüchern und mit Gesangsbüchern. In dem Sterbezimmer steht der große lange Tisch an seiner gewöhnlichen Stelle längs der einen Wand; rings herum Bänke und Stühle für die Männer; in der Mitte der Sarg mit der Leiche, die Füße gegen die Thür gerichtet; auf der andern Seite sind lange Bretter auf Stühle gelegt zum Sitzen für die Frauen. Männer und Frauen stehen oder sitzen also apart. Unter Leitung des Lehrers werden zwei lange Lieder gesungen. Dann werden Fladen und Schnaps für die Männer auf den Tisch gestellt, der Schnaps in Flaschen mit einem Glase, aus welchem sie die Reihe herum trinken. Für die Frauen wird Schnaps in eine Schüssel gegossen und ein Löffel dazu gegeben; Schüssel und Löffel gehen die Reihe entlang; jede der Frauen nimmt einen oder zwei Löffel voll, nach Bedürfniß; Fladenwird ihnen in einer weißen Schürze oder in einem Korbe herumgereicht. Diese Pause dauert etwa eine halbe Stunde. Dann werden abermals zwei Lieder gesungen, dann hält der Lehrer eine Trauerrede, in welcher die Tugenden des Verstorbenen erwähnt, dann im Namen desselben den Freunden und Nachbarn für den letzten Dienst, welchen sie ihm erweisen, Dank gesagt und von ihnen Abschied genommen, und allgemeine Ermahnungen an die gesammelten Anwesenden gerichtet werden. Nachdem das Amen gesprochen ist, wird wieder eine Pause gemacht, welche aber kürzer ist, als die erste, und wieder eine Stärkung genommen.
Unter dem Gesange:„ Wenn mein Stündlein vorhanden ist", wird die Leiche hinausgebracht und zum Kirchhof getragen (nie gefahren). Der Lehrer mit den Schülern und die Männer, welche singen, gehen vor der Leiche, die Leidtragenden unmittelbar hinter derselben, dann folgt die große Menge. Auf dem Kirchhof singt man:„ Nun laßt uns den Leib begraben."
Der Sarg wird auf dem Kirchhof noch geöffnet, der Tote zurechtgelegt, Abschied genommen, die Einsenkung vorgenommen. Der Lehrer singt die Todtencollecte ab, welche die Gemeinde beantwortet, und spricht dann noch einige Worte, zuletzt das Vaterunser, während dessen die Leidtragenden ringsum an dem Grabe knieen. Nachdem dann noch ein Vers gesungen ist, wird das Grab zugeworfen. Nun begibt sich jeder zuvörderst nach Hause und verwahrt sein Gesangbuch, die Frauen ziehen die besseren Kleider aus und vertauschen sie mit weniger werthvollen; sodann versammeln sie sich im Sterbehaus zum Schmaus. Die von losen Brettern und Stühlen zusammengesetzten Bänke werden nun auch an Tische geschoben, so dass die Frauen nun auch an Tischen sitzen können. Der Schnaps wird ihnen daher jetzt nicht, wie vorher in Schüsseln, sondern - mit Honig gemischt - in Flaschen vorgesetzt, wenn er nicht etwa noch erst gebraut und so mit Honig vermischt werden soll; dann heißt das Getränk przeparlauka (Brendel). Zu Mittag gibt es Fleischwerk, Fische, Kumst mit Fleisch, zuletzt dicke Grütze mit Honig begossen. Den Tag darauf kommen meist nur die Männer in dem Sterbehause zusammen, um etwa den Vater über den Verlust des Kindes zu trösten; sie verspeisen die Überreste und bringen den Tag mit Trinken bis zum Abend zusammen zu.
Quelle:
„Volksthümliches in Ostpreussen" von E. Lemke
Erster Theil, Mohrungen Druck und Verlag W.E. Harich 1884
(Das Einverständnis desjenigen welcher die Abschrift einst getätigt hat aus dem Buch liegt mir vor)
Was ist Einsamkeit?
Sie ist da, wenn ich schlaf in der Nacht,
sie hat mir oft schon Tränen gebracht,
hat sich gegraben in mein Herz,
bringt mir Kummer und bringt mir Schmerz,
sie ist da, wenn ich aufwach früh am Morgen,
fühl mich allein und nicht geborgen,
sie ist da, immer nah an mir dran,
versuch sie, zu ignorieren, so gut ich kann.
de.wikipedia.org/wiki/Sepulkralkultur
domradio.de/nachrichten/2010-1…hat-sich-stark-veraendert
erzbistum-muenchen.de/Page019167.aspx
kirche-jever.de/judische-und-christliche-begrabniskultur-3/
Auch die Todtengebräuche glauben wir am Besten zu vergegenwärtigen, wenn wir eine Schilderung der Begräbnisfeierlichkeiten, wie wir sie dem schon oben erwähnten Herrn Bercio verdanken, vorausschicken. In den östlichen Gegenden Masurens ist der Leichenschmaus zwar in allgemeuinem Gebrauch, aber die Namen zarem oder stupa dafür nicht bekannt. Bei der Beerdigung, wie auch bei andern Feierlichkeiten, spielt der Schullehrer, namentlich in Dörfern, welche keine eigene Kirche, wohl aber einen eigenen Kirchhof haben, als natürlicher Vertreter des Pfarrers eine wichtige Rolle.
Von dem Tage, an welchem jemand gestorben ist, bis zu seiner Beerdigung, wird jeden Abend bei seiner Leiche gesungen. Dieser Gesang wird aber nicht bloß von den Hausgenossen ausgeführt, sondern es wird jemand im Dorfe herumgeschickt, welcher zum Singen bei der Leiche auffordert. Während des Singens wird hie und da auch Schnaps gereicht. An dem Beerdigungstage wird wiederum jemand durchs Dorf geschickt mit der Aufforderung zum Begräbniß: Kommt zum Begräbniß und das gleich." Sie kommen denn meist sehr zahlreich, die Frauen, welche es vermögen, in schwarzen Kleidern, alle mit weißen Schnupftüchern und mit Gesangsbüchern. In dem Sterbezimmer steht der große lange Tisch an seiner gewöhnlichen Stelle längs der einen Wand; rings herum Bänke und Stühle für die Männer; in der Mitte der Sarg mit der Leiche, die Füße gegen die Thür gerichtet; auf der andern Seite sind lange Bretter auf Stühle gelegt zum Sitzen für die Frauen. Männer und Frauen stehen oder sitzen also apart. Unter Leitung des Lehrers werden zwei lange Lieder gesungen. Dann werden Fladen und Schnaps für die Männer auf den Tisch gestellt, der Schnaps in Flaschen mit einem Glase, aus welchem sie die Reihe herum trinken. Für die Frauen wird Schnaps in eine Schüssel gegossen und ein Löffel dazu gegeben; Schüssel und Löffel gehen die Reihe entlang; jede der Frauen nimmt einen oder zwei Löffel voll, nach Bedürfniß; Fladenwird ihnen in einer weißen Schürze oder in einem Korbe herumgereicht. Diese Pause dauert etwa eine halbe Stunde. Dann werden abermals zwei Lieder gesungen, dann hält der Lehrer eine Trauerrede, in welcher die Tugenden des Verstorbenen erwähnt, dann im Namen desselben den Freunden und Nachbarn für den letzten Dienst, welchen sie ihm erweisen, Dank gesagt und von ihnen Abschied genommen, und allgemeine Ermahnungen an die gesammelten Anwesenden gerichtet werden. Nachdem das Amen gesprochen ist, wird wieder eine Pause gemacht, welche aber kürzer ist, als die erste, und wieder eine Stärkung genommen.
Unter dem Gesange:„ Wenn mein Stündlein vorhanden ist", wird die Leiche hinausgebracht und zum Kirchhof getragen (nie gefahren). Der Lehrer mit den Schülern und die Männer, welche singen, gehen vor der Leiche, die Leidtragenden unmittelbar hinter derselben, dann folgt die große Menge. Auf dem Kirchhof singt man:„ Nun laßt uns den Leib begraben."
Der Sarg wird auf dem Kirchhof noch geöffnet, der Tote zurechtgelegt, Abschied genommen, die Einsenkung vorgenommen. Der Lehrer singt die Todtencollecte ab, welche die Gemeinde beantwortet, und spricht dann noch einige Worte, zuletzt das Vaterunser, während dessen die Leidtragenden ringsum an dem Grabe knieen. Nachdem dann noch ein Vers gesungen ist, wird das Grab zugeworfen. Nun begibt sich jeder zuvörderst nach Hause und verwahrt sein Gesangbuch, die Frauen ziehen die besseren Kleider aus und vertauschen sie mit weniger werthvollen; sodann versammeln sie sich im Sterbehaus zum Schmaus. Die von losen Brettern und Stühlen zusammengesetzten Bänke werden nun auch an Tische geschoben, so dass die Frauen nun auch an Tischen sitzen können. Der Schnaps wird ihnen daher jetzt nicht, wie vorher in Schüsseln, sondern - mit Honig gemischt - in Flaschen vorgesetzt, wenn er nicht etwa noch erst gebraut und so mit Honig vermischt werden soll; dann heißt das Getränk przeparlauka (Brendel). Zu Mittag gibt es Fleischwerk, Fische, Kumst mit Fleisch, zuletzt dicke Grütze mit Honig begossen. Den Tag darauf kommen meist nur die Männer in dem Sterbehause zusammen, um etwa den Vater über den Verlust des Kindes zu trösten; sie verspeisen die Überreste und bringen den Tag mit Trinken bis zum Abend zusammen zu.
Quelle:
„Volksthümliches in Ostpreussen" von E. Lemke
Erster Theil, Mohrungen Druck und Verlag W.E. Harich 1884
(Das Einverständnis desjenigen welcher die Abschrift einst getätigt hat aus dem Buch liegt mir vor)
Was ist Einsamkeit?
Sie ist da, wenn ich schlaf in der Nacht,
sie hat mir oft schon Tränen gebracht,
hat sich gegraben in mein Herz,
bringt mir Kummer und bringt mir Schmerz,
sie ist da, wenn ich aufwach früh am Morgen,
fühl mich allein und nicht geborgen,
sie ist da, immer nah an mir dran,
versuch sie, zu ignorieren, so gut ich kann.
de.wikipedia.org/wiki/Sepulkralkultur
domradio.de/nachrichten/2010-1…hat-sich-stark-veraendert
erzbistum-muenchen.de/Page019167.aspx
kirche-jever.de/judische-und-christliche-begrabniskultur-3/